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Jedes 500. Kind in Österreich kommt mit einer Beeinträchtigung des Hörvermögens auf die Welt. Bis zum Schuleintrittsalter weisen bis zu 10 Prozent einen Hörschaden auf. Hörakustiker mit Pädakustik-Ausbildung sind ein wichtiger Baustein, um hörgeschädigten Kindern und Jugendlichen ein weitgehend normales Leben zu ermöglichen. Am WIFI Tirol werden diese von Top-Experten mit langjähriger Forschungs- und Praxiserfahrung ausgebildet.
Beeinträchtigungen des Hörvermögens stellen für die Betroffenen eine enorme Belastung dar. Für Kinder bedeutet ein intaktes Gehör jedoch weit mehr als Lebensqualität, weiß o.Univ.-Prof. Dr. Patrick G. Zorowka. „Wenn eine angeborene Schwerhörigkeit nicht früh genug erkannt und behandelt wird, kann das die sprachliche, soziale und emotionale Entwicklung von Kindern erheblich beeinträchtigen“, erläutert Zorowka.
Vor allem die Sprachentwicklung hängt maßgeblich davon, ob ein Kind gut hört. Fehlen die notwendigen Höreindrücke, bildet sich je nach Grad der Hörminderung die Sprache ungenügend oder garnicht aus. Dies führt auch zu sozialen Problemen. Denn Kinder, die undeutlich oder schlecht sprechen, tun sich schwer, Kontakte zu knüpfen, oft werden sie Opfer von Hänseleien. Sie lernen schlechter lesen und schreiben, Schulprobleme sind programmiert.
Früherkennung ermöglicht optimale Versorgung
„Dank des verpflichtenden Neugeborenen-Screenings können wir Hörschäden bei Kindern heute sehr frühzeitig erkennen“, erklärt Prof. Zorowka. Für die Betreuung dieser Kinder mit Hörgeräten oder –implantaten sind auch sogenannte Pädakustiker mit zuständig. Dies sind Hörakustik-Meister, welche eine entsprechende Zusatzausbildung absolviert haben.
Fritz Lobentanz hat vergangenen Herbst das Fachseminar Pädakustik am WIFI Tirol erfolgreich absolviert. Obwohl er seit vielen Jahren als Hörakustik-Meister arbeitet und sogar als Fachlehrer für Akustik tätig ist, eröffnete ihm der Lehrgang eine komplett neue Welt. „Als alter Hase in der Akustik habe ich zuerst gedacht, so viel Neues werde ich im Kurs vermutlich nicht lernen“, erzählt Lobentanz, „doch schon in der ersten Einheit hat sich herausgestellt, dass die Pädakustik eine komplett neue Welt darstellt.“
„Die Pädakustik verlangt tatsächlich eine ganze Reihe neuer Fähigkeiten und Kompetenzen von Hörakustikern“, bestätigt Lehrgangsleiter Prof. Patrick Zorowka. In Fachvorträgen, Besuchen der Universitätsklinik für Hör,-Stimm-und Sprachstörungen Innsbruck und praktischen Übungen eignen sich diese daher umfassende Kenntnisse über die Entwicklung des menschlichen Gehörs und frühkindliche Hörschäden an. Und natürlich lernen sie diese bestmöglich mit zu behandeln.
Unterricht von Top-Experten der Pädakustik
Das Fachseminar Pädakustik ist in zwei Module unterteilt. Modul 1 beschäftigt sich mit Pädaudiologie. „Hier haben wir erfahren, wie frühkindliche Hörschäden diagnostiziert und behandelt werden“, erzählt Lehrgangsteilnehmer Fritz Lobentanz. Am Programm stand ebenso die hörtechnische Versorgung mit Hörgeräten und Cochlea-Implantaten. Zudem lernten die Teilnehmer, was bei der Anfertigung von Otoplastiken und dem Einsatz von Hörassistenz-Anlagen zu beachten ist. „Besonders interessant war auch der Input zur Elternberatung und -begleitung“, erinnert sich Fritz Lobentanz.
„Die Pädakustik ist enorm interdisziplinär ausgerichtet“, bestätigt Prof. Zorowka, „neben den Eltern müssen u.a. der HNO-Arzt vor Ort, Logopäden, Frühförderer und Pädagogen eingebunden werden.“ Dies garantiere die bestmögliche Versorgung und Entwicklung der betroffenen Kinder und Jugendlichen.
Im Modul 2 der Pädakustik-Ausbildung am WIFI Tirol geht es schwerpunktmäßig um die passende Hörgeräteversorgung von Kindern. Die Teilnehmer lernen, welche Systeme im jeweiligen Fall am besten geeignet sind und worauf es bei der Auswahl ankommt. Zudem stehen jede Menge Praxis und Fachübungen am Lehrplan. Das Fachseminar schließt mit einer kommissionellen Abschlussprüfung sowie der Verteidigung der schriftlichen Arbeit mit 2 Fallbegleitungen, welche die Absolventen anfertigen müssen.
Wertvolle Zusatzqualifikation für Hörakustiker
„Ich empfehle die Fachausbildung Pädakustik jedem Hörakustiker, vor allem, wenn man in der Versorgung von Kindern tätig ist“, resümiert Lehrgangsabsolvent Fritz Lobentanz. „Man lernt hier viel über Sprachentwicklung und Reizverarbeitung. Und man erfährt, welche Hörbeeinträchtigungen bei Kindern mit welchen Mitteln bestmöglich behandelt werden können. Nicht zuletzt profitiert man von einem hochkarätigen Dozententeam, das aus absoluten Koryphäen besteht.“
„Alle beteiligten Fachdisziplinen einschließlich der Hörakustiker haben eine hohe Verantwortung in der adäquaten Versorgung von kindlichen Hörstörungen, denn hier werden die Grundlagen auch für eine angemessene Entwicklung des hörgestörten Kindes gelegt, als entscheidende Voraussetzung für die persönliche und berufliche Zukunft des Betroffenen“, resümiert Prof. Zorowka.
Der nächste Fachseminar Pädakustik am WIFI Tirol startet am 12. April.
o.Univ.-Prof. Dr. Patrick G. Zorowka im Interview
o.Univ.-Prof. Dr. Patrick G. Zorowka ist fachlicher Leiter des Fachseminars Pädakustik am WIFI Tirol. Im Interview erläutert er, worauf es bei der Betreuung von Hörbeeinträchtigungen von Kindern ankommt und wie die Situation diesbezüglich in Österreich ausschaut.
Wodurch unterscheiden sich Kinder und Erwachsene in der Betreuung von Hörbeeinträchtigungen?
Die Betreuung von Kindern benötigt Kenntnisse, welche weit über jene von Hörakustik-Meistern hinausgehen. Hinzu kommt, dass Pädakustiker eine enorme Verantwortung tragen. Ein Beispiel: Wenn ein Hörgerät bei einem Erwachsenen nicht optimal angepasst oder eingestellt ist, wird es im schlimmsten Fall nicht getragen. Wird eine Hörbeeinträchtigung eines Kindes nicht richtig behandelt, kann seine Sprachentwicklung je nach Grad erheblich beeinträchtigt werden. Damit können Schwierigkeiten in der Schule hinzukommen, soziale Kontakte leiden und psychischen Probleme auftreten.
Wie ist es in Österreich um die Behandlung von Hörschäden bei Kindern bestellt?
Wir haben das große Glück, dass seit 1995 in Österreich ein Durchführungsprogramm für das Hörscreening ausgehend von Innsbruck existiert und seit Jahren bei jedem Neugeborenen ein Screening durchgeführt und im Mutter-Kind-Pass eingetragen wird. Dadurch können wir sicherstellen, dass jedes Kind innerhalb kürzester Zeit die Behandlung und Förderung erhält, die es benötigt. Wir stellen zudem fest, dass sich in den letzten zwei, drei Jahren immer mehr Hörakustik-Meisterinnen für die Fachausbildung Pädakustik interessieren. Hinzu kommen die enormen technischen Fortschritte bei Hörgeräten und -implantaten. Dies alles steigert natürlich die Versorgungssicherheit für die Betroffenen.
Welche Fähigkeiten sollten angehende Pädakustiker mitbringen?
Die Voraussetzung, um das Fachseminar Pädakustik zu belegen, ist die abgelegte Meisterprüfung für Hörakustiker oder ein ähnlich qualifizierter Abschluss. Pädakustiker müssen die Bereitschaft zur ständigen Weiterbildung mitbringen. Neben Empathie und Einfühlungsvermögen für die „kleinen Kunden“ ist die Bereitschaft zur interdisziplinären Zusammenarbeit Grundvoraussetzung. Denn für die Betreuung hörbeeinträchtigter Kinder müssen sie mit Vertretern aus vielen Fachdisziplinen zusammenarbeiten, u.a. HNO-Ärzten, Pädagogen, Logopäden und natürlich den Eltern des Kindes.
Fotos:
Titelbild: adobe stock|Laurentiu lordache