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Vom Rum und Ruhm – Ein Zillertaler Hotelierskind erobert die internationale Barszene. Teil 1 | WIFI Blog

Mit 13 Jahren kreierte er bereits seine eigenen Cocktails in der elterlichen Hotelbar. 2006 erreichte er den 3. Platz in den Weltmeisterschaften und wurde österreichischer Staatsmeister im Bartending. Seit 2013 bis heute wurde seine Bar im Zillertal mehrmals unter anderem als beste Bar Österreichs nominiert und ausgezeichnet. Seit Jahrzehnten gibt er seine Kompetenzen weiter – als Kursleiter für Diplombarkeeper im WIFI . Bei einem Glas Rum spreche ich mit Andreas Hotter über seinen Werdegang, Minimalismus, Regionalität und seinem facettenreichen Beruf.

1. Wie sind Sie zum Beruf Barkeeper gekommen?

Ich bin im Hotel aufgewachsen. Das Hotel wurde ursprünglich von meinem Onkel gebaut. Er ist bereits 1983 verstorben und meine Eltern haben dann das Hotel übernommen. Ich habe damals immer in der Rezeption gewartet, bis meine Mutter Feierabend hatte und aus Langeweile habe ich ein altes Mixbuch von meinem Onkel durchgeblättert. Das Buch „888 Cocktails, Longdrinks und andere Mixygetränke“ von Aladar von Wesendonk war damals schon 20 Jahre alt. Es hat mir aber trotzdem sehr gut gefallen und ich wollte die Drinks probieren. Unsere Bar war allerdings katastrophal bestückt. Deshalb fing ich an diese aufzustocken, um spartanische Drinks herzustellen. Mit 14 Jahren besuchte ich dann die Hotelfachschule.

2. Was gefällt Ihnen am Beruf Barkeeper besonders?

Wir haben einen sehr schönen, aber leider unterbewerteten Job. Das wichtigste für mich ist, dass ich meine Kreativität beruflich ausleben kann. Das heißt, dass ich die Freiheit habe, mit tollen Produkten zu arbeiten. Der Beruf ist ja auch sehr international ausgerichtet. Beispielsweise kommen die Zutaten aus der ganzen Welt. Somit kann man seine Kreativität und Weltoffenheit ausleben und ins Glas bringen. Das Zweite, was mir sehr wichtig ist, ist der Gästekontakt. In diesem Beruf gibt es besonders viel Austausch miteinander. Außerdem denke ich, dass die Arbeitszeiten für viele interessant sind. Ich arbeite zwar in der Nacht, habe aber untertags viele Freizeitmöglichkeiten. Das macht den Beruf sehr attraktiv für Nachtmenschen.

3. Welche Kompetenzen sollte Ihrer Meinung nach ein Barkeeper haben?

Sprachen sind sehr wichtig, damit die Verständigung mit dem Gast immer gewährleistet werden kann. Englisch ist die Barsprache. Spricht man auch noch Französisch und/oder Italienisch, dann ist das ein großer Vorteil. Es macht einen selbstsicherer, wenn man sich mit den Gästen in ihrer Sprache unterhalten kann. Ebenfalls ist die Allgemeinbildung fundamental. Dies wird meist sehr unterschätzt. Geografisches Wissen zum Beispiel, damit man einschätzen kann, woher der Gast kommt und sich dadurch besser unterhalten kann. Ein selbstsicheres Auftreten kann man nur haben, wenn man ein gewisses Know-how und Wissen besitzt.

4. Was lernen die WIFI-KursteilnehmerInnen im Diplomlehrgang Barkeeper und worin unterscheidet sich dieser Kurs von anderen?

Wir gehen es ausführlicher an als andere Anbieter. Unsere Kernkompetenz Getränkekunde behandeln wir sehr genau. Darauf lege ich großen Wert, damit die KursteilnehmerInnen möglichst viel Wissen mit nach Hause nehmen. Das Thema unterliegt dem Wandel der Zeit und deshalb müssen auch die Kursunterlagen laufend angepasst werden. Früher haben wir beispielsweise unterrichtet, dass ein XO-Cognac 6 Jahre alt sein muss, seit 2010 muss er allerdings 10 Jahre alt sein. Abgesehen von den akribisch genauen Informationen, die wir vermitteln, veranstalten wir auch immer ein Gästemixen. Bei diesem kleinen Event können die KursteilnehmerInnen ihr Wissen in einem realistischen Rahmen praktisch anwenden. Aufgrund von Corona fällt dies derzeit weg. Unabhängig von der Prüfung ist mir deshalb umso mehr wichtig, dass das Know-know, die Philosophie, die Qualität und das Schaffen einer Trinkkultur mitgegeben werden. Die KursteilnehmerInnen sollen nach mehreren Jahren in ihrem Berufsalltag immer noch auf das Wissen dieses Seminars zurückgreifen können.

5. Welchen Tipp würden Sie angehenden Barkeeper/innen geben?

Viel reisen, viel probieren, offen für neue Ideen zu sein, in die weltbesten Bars gehen und dort die Atmosphäre aufsaugen. In internationalen Bars selbst zu arbeiten, bringt einen beruflich natürlich enorm weiter, vor allem kann man dann die Sprache des Landes auch gleich lernen. In unserem Beruf ist es außerdem ganz wichtig, dass man kulinarisch interessiert ist, ein Genussmensch ist. Natürlich ist dies auch ein schmaler Grat, da es sich hierbei um Alkohol handelt. Aber trotzdem darf man nicht vor dem Probieren zurückschrecken. Ein Sommelier, der keinen Wein trinkt, ist weltfremd. Nur das Etikett der Weinflasche vorzulesen, dass kann der Gast selbst und ist somit zu wenig. Man sollte sich eine eigene Meinung bilden und den Geschmack kennen.