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Der zweite Teil des Interviews: Sind wir nicht alle anders?
Kerstin Hazibar ist Trainerin für Kurse zum Thema „Gender Mainstreaming & Diversity“ Sie setzt sich seit vielen Jahren mit dieser Thematik auseinander und schildert uns ihre Sichtweise. Hier geht es zum ersten Teil der Interview-Reihe.
Was sind die größten Herausforderungen bezüglich Gender Mainstreaming und Diversity in der heutigen Berufswelt?
Das ist eine schwierige Frage. Ich würde sagen, dass die Einsicht in die Notwendigkeit von Diversityorientierung in der Arbeitswelt auch von den jeweiligen politisch-gesellschaftlichen Bedingungen abhängt.
Bspw. haben die Black Lives Matter-Demonstrationen Erfahrungen von Rassismus in unserer Gesellschaft verstärkt thematisiert und für eine breite Öffentlichkeit sichtbarer gemacht. Aus den Erfahrungen der betroffenen Menschen und der Forschung wissen wir, dass Menschen mit sogenanntem Migrationshintergrund am Arbeitsmarkt nach wie vor benachteiligt sind. Hier braucht es also einen Hebel, an dem angesetzt werden kann, um das zu verändern. Und eine Voraussetzung hierfür ist, Rassismus als solches zu erkennen und zu benennen.
Es ist wichtig, Diskriminierungen zu benennen, wenn man sie sieht. Das ist nicht immer ganz einfach. Aber nichts zu sagen, bedeutet zustimmen.
Jahr 2021 – gibt es genügend Akzeptanz und die Sensibilität für Diversität in unserer Gesellschaft? Welche Entwicklungen sehen Sie positiv und wo gibt es Aufholbedarf?
Ich glaube, es ist eine ambivalente Entwicklung. Zum einen sehe ich viel gesellschaftliches Engagement für diese bedeutenden gesellschaftlichen Themen, die ja letztlich alle auf ein gutes Leben für alle Menschen abzielen: seien es Gender & Diversity Themen oder ganz aktuell die Klimaproteste. Andererseits zeigt sich gerade auch in Hinblick auf Geschlechter- und Migrationsthemen eine Art Rückwärtsbewegung. Aktuell besonders deutlich in unseren Nachbarländern Ungarn und Polen, in Brasilien, aber auch in Österreich gibt es gesellschaftliche Kämpfe um dieses Thema. Etwa wenn ein Verein an österreichischen Schulen Sexualpädagogik anbietet, der in seinen internen Schulungsunterlagen Homosexualität als heilbares Identitätsproblem anführt.
Dass wir darüber, wie wir unsere Beziehungen und Familienformen gestalten, selbst entscheiden, dass wir das Recht haben, wählen zu gehen oder zumindest in den privilegierten Weltregionen ein Anrecht auf geregelte Arbeitszeiten, Urlaub etc. haben, all diese Errungenschaften haben wir den langen Kämpfen unserer VorfahrInnen zu verdanken. Seien es die Frauenbewegungen, die gewerkschaftlichen Kämpfe, den Interessensausgleich durch die Sozialpartnerschaft, die Bürgerrechtsbewegungen in den USA, die Krüppel- oder Homosexuellenbewegungen. Und ich bin überzeugt, dass wir die Verantwortung haben, das auch an die nachfolgenden Generationen weiterzugeben.
Ein guter Ausgangspunkt kann sein, sich zu fragen: wie möchte ich behandelt werden? Wir alle wollen respektiert, gehört und anerkannt werden; uns zugehörig fühlen.
Es ist wichtig, zuzuhören und mit den Menschen zu sprechen, um zu verstehen, was es bedeutet, aufgrund von Hautfarbe, Geschlechtszugehörigkeit, Behinderung etc. diskriminiert zu werden.
Wir könnten als MultiplikatorInnen ansetzen indem wir unseren Freunden, unseren Familien, den KollegInnen den Zugang zu diesen Themen öffnen, sie hierfür sensibilisieren.
Ein guter Ausgangspunkt kann sein, sich zu fragen: wie möchte ich behandelt werden? Wir alle wollen respektiert, gehört und anerkannt werden; uns zugehörig fühlen.
Es ist wichtig, zuzuhören und mit den Menschen zu sprechen, um zu verstehen, was es bedeutet, aufgrund von Hautfarbe, Geschlechtszugehörigkeit, Behinderung etc. diskriminiert zu werden.
Wir könnten als MultiplikatorInnen ansetzen indem wir unseren Freunden, unseren Familien, den KollegInnen den Zugang zu diesen Themen öffnen, sie hierfür sensibilisieren.