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Die Kunst des Redens will trainiert sein – so sieht das WIFI Trainerin Andrea Köck, die schon seit Jahren Lehrgangsleitung für die Rhetorik-Akademie am WIFI Tirol ist. Das Angebot der Akademie wurde nun mit dem Rhetorik-Fitness-Studio erweitert.
Selbstbewusstsein, Sicherheit und vor allem ein gutes Gefühl in der gegebenen Situation sind der Schlüssel.
In 68 Stunden zum rhetorischen Sixpack – wie geht das?
Heute stehen viele Menschen unter Zeitdruck bzw. haben keine Lust ihre Zeit zu vergeuden. Dadurch entstand der Wunsch nach mehr Effizienz der eingesetzten Zeit. Deshalb hat sich im Sport ein hochintensives Intervalltraining – kurz HIT – durchgesetzt. Die Prinzipien dieses hochintensiven Trainings auf das Training von Rhetorik zu übertragen, lag für mich als ehemalige Leistungssportlerin und Gründerin des Rhetorik-Fitness-Studios, auf der Hand. Die HIT-Methode ermöglicht den Teilnehmenden einen raschen und effizienten Erwerb grundlegender rhetorischer Fitness. Oder um es mit anderen Worten auszudrücken: In 6 hochintensiven Modulen erarbeiten sich die Teilnehmenden ein respektables rhetorisches Sixpack. Das funktioniert allerdings nur, wenn die Teilnehmenden bereit sind, eigenverantwortlich zwischen den Modulen mit auf ihre Bedürfnisse angepassten Trainingsplänen weiter zu trainieren.
Muss man nicht zur Rednerin bzw. zum Redner geboren sein?
Tatsächlich denken viele, dass gute Vortragende mit dem Talent dazu geboren wurden, doch dies ist ein großer Irrtum. Natürlich ist Talent immer von Vorteil, doch was eigentlich benötigt wird, ist Übung. Es geht darum, zu sich selbst ein gutes Verhältnis zu entwickeln. Ich muss die Situation mögen. Wenn ich es nicht mag vor Menschen zu reden – ganz egal wie groß das Publikum ist – werde ich ein Problem haben. Und in Angeboten der gesamten Rheotik-Akademie geht es genau darum, solche Situationen mögen zu lernen.
Selbstbewusstsein, Sicherheit und vor allem ein gutes Gefühl in der gegebenen Situation sind der Schlüssel.
Wie ist die Rhetorik-Akademie aufgebaut?
Die Rhetorik Akademie ist ein Bündel von verschiedenen Kursen und Seminaren und fördert nachhaltig die Rhetorischen Künste aller Teilnehmenden. Die Akademie fördert sämtliche Fähigkeiten, die gute Redner:innen ausmachen. Neben überzeugendem und situationsbedingtem Reden oder Stimmtraining kommt es auch auf die Körpersprache an, die gute Rhetoriker:innen benötigen.
Innerhalb der Rhetorik-Akademie gibt es nun eben auch unser neues Rhetorik-Fitness-Studio©, bei dem die Teilnehmenden neben einem intensiven Training im Kurs auch einen Trainingsplan für zu Hause bekommen.
Damit eine überzeugende Rhetorik in die Persönlichkeit integriert werden kann und nicht künstlich oder aufgesetzt wirkt, muss eine Hürde überwunden werden, die eine gute Rhetorik unbewusst möglich macht – das braucht Zeit.
Ihre Kurse sind sehr auf Praxis ausgelegt – gibt es dennoch theoretisches Wissen, das man sich aneignen muss?
Nicht wirklich – ich sag immer: „Reden lernen wir nicht indem wir Bücher oder Skripten lesen, sondern indem wir‘s tun“ – und das Tun wird bei uns ganz großgeschrieben.
Es gibt natürlich dennoch theoretischen Input in der Rhetorik-Akademie– aber dieser ist auf ein Minimum reduziert und umfasst nur die wichtigsten und aktuellsten Punkte – zum Beispiel wie Rhetorik gestaltet werden kann, damit sie auch wirkt.
Was macht also gute Rhetorikerinnen und Rhetoriker aus?
Gute Rednerinnen und Redner gehen in Kontakt, bauen Beziehungen auf, präsentieren in einer logischen, nachvollziehbaren Struktur und gestalten das Ganze zusätzlich noch unterhaltsam für das Publikum. Es sind Menschen, die Klartext sprechen, auf den Punkt kommen, kurz, knapp und verständlich formulieren. Expertinnen und Experten erklären komplizierte Dinge einfach.
Es gehört auch dazu, eine gute Körpersprache zu haben und dazu zählt wortwörtlich einen guten Standpunkt zu haben. Es geht nicht darum zu schauspielern, sondern zu erkennen welche Körpersprache mich unbewusst beim Reden unterstützt – ohne Anstrengung. 100% wohl fühle ich mich, wenn es mir leichtfällt, wenn ich präsentieren kann und dabei das Gefühl habe, dass ich mit Freunden bei einem Kaffee sitze und wir einfach miteinander reden.
Haben Sie ein rhetorisches Vorbild oder eine Person, die Sie besonders faszinierend finden?
Nein – unter den Menschen gibt es viel zu viele Kopien und zu wenig Originale. Ich finde es viel spannender, die eigene Originalität zu finden. In der Akademie werden rhetorische Überraschungseier kreiert, die die Dinge anders machen als andere. Die kein Sehr geehrte Damen und Herren und kein Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit als Einstieg und Abschluss ihrer Präsentation bringen – das ist Standard. Wer gleich ist, ist austauschbar.
Es gibt keine Muster-Rhetorikerinnen und Rhetoriker, die man sich zum Vorbild nehmen sollte. Um authentisch zu reden, muss man seinen eigenen Stil finden. Wenn man den gefunden hat, sich stets treu bleibt und sich wohl fühlt, hat man es geschafft.
Wie sind Sie dazu gekommen Rhetoriktrainerin zu werden?
Ich hatte Rhetorikunterricht schon in der Schule und es hat mich von Anfang an gepackt. Ich finde es einfach schön mit Menschen in Kontakt zu kommen und Ihnen ein gutes Gefühl zu geben. Früher hatte ich genau die Probleme, die jetzt viele der Kursteilnehmenden haben: Ich hatte Lampenfieber, sobald ich vor Publikum sprechen musste. Mit der Zeit habe ich erkannt, dass man seine Ängste bekämpfen kann indem man sich ihnen stellt. Und genau das habe ich getan – ich habe angefangen Vorträge zu halten und die sich entwickelnden Erfolgsmomente haben meine Faszination für dieses Thema weiter verstärkt.
Wer kommt üblicherweise in die Rhetorik-Akademie? Sind das auch Menschen, die Angst davor haben vor Publikum zu sprechen?
Mehr oder weniger jeder. Die einen reden ganz offen über ihre Probleme, bei den anderen zeigt sich das erst später. Prinzipiell sind unsere Teilnehmenden sehr unterschiedlich: von Schülerinnen und Schülern, die sich auf mündliche Prüfungen vorbereiten bis hin zu Geschäftsleuten, Handwerkerinnen und Handwerkern oder Pensionistinnen und Pensionisten.
Doch alle eint dasselbe: Das Wissen, wie wichtig Rhetorik einerseits für den beruflichen Erfolg und andererseits für das persönliche Wachsen ist.
Was wünschen Sie sich den Teilnehmenden mitgeben zu können? Ist es nicht utopisch aus allen die perfekten Rhetoriker zu machen?
Das wollen wir gar nicht. Perfektion ist der Feind des Guten. Sie sollen sich auf der Bühne wohl fühlen. Es soll ihnen eine Freude machen und diese Freude sollen die Teilnehmenden auch an das Publikum weitergeben können – dann war die Rhetorik-Akademie erfolgreich.
Beitragsbild: ©ALDECAstudio – stock.adobe.com
Fotos Andrea Köck: ©Privat